DSAG-Einordnung

LeanIX: Schritt zur Business Transformation Suite

SAP hat die Übernahme von LeanIX abgeschlossen, einem führenden Unternehmen im Bereich Enterprise Architecture Management (EAM). Die Übernahme ist aus Sicht der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG) ein wichtiger Schritt, um zusammen mit dem Signavio- und Application-Lifecylce-Management (ALM)-Produktportfolio eine künftige Business Transformation Suite für die SAP-Anwenderunternehmen bereitzustellen.

Christine Grimm, DSAG-Fachvorständin Transformation & Sustainability über die SAP-Übernahme von LeanIX
Christine Grimm, DSAG-Fachvorständin Transformation & Sustainability

Insgesamt sieht die DSAG in der Integration von LeanIX großes Potenzial, um die mehr als 3.800 Mitgliedsunternehmen in ihren komplexen Transformationsprojekten zu unterstützen. „Die Akquisition zeigt, dass SAP die komplexen Architektur- und Prozessherausforderungen der Unternehmen erkennt und die damit verbundenen massiven Transformationshürden in den Kundenprojekten sieht“, sagt Christine Grimm, DSAG-Fachvorständin Transformation & Sustainability. Die Vision einer ganzheitlichen Business-Transformation-Suite, die Mitgliedsunternehmen auf ihrem Weg zu einem S/4HANA-Ecosystem unterstützen und die kontinuierliche Verbesserung begleiten soll, sei begrüßenswert.

Doch: Die Herausforderungen dabei sind vielfältig. Sie reichen von der Frage, wo und wie mit der Transformation begonnen werden soll, bis hin zum Umgang mit Schwachstellen und Ineffizienzen in einer aktuellen IT-Architektur. „Die Integration der LeanIX-Tools kann umfassende Hilfestellungen bieten, damit die Unternehmen diese Fragen für sich beantworten können“, gibt Christine Grimm zu bedenken. Insgesamt ermögliche die Integration, komplexe IT-Landschaften transparent zu gestalten und so Transformationsprojekte effizient zu planen und umzusetzen. Darüber hinaus lasse sich durch die Nutzung von LeanIX die entsprechende IT-Architektur kontinuierlich bewerten und ein Weg für die digitale Transformation skizzieren.

LeanIX hat großes Potenzial

Sebastian Westphal, DSAG-Fachvorstand Technologie über die SAP-Übernahme von LeanIX
Sebastian Westphal, DSAG-Fachvorstand Technologie

Aus technologischer Sicht ist LeanIX eine passende Ergänzung zu Signavio, Cloud-Application-Lifecycle-Management (ALM) und dem Solution Manager mit einem starken Fokus auf alle Bereiche des Enterprise-Architecture-Managements. „Die Business Transformation Suite ist jedoch aktuell noch eine Produktvision. Bei LeanIX, Signavio, Cloud ALM und dem Solution Manager handelt es sich um voneinander unabhängige Software-Produkte, die allenfalls über rudimentäre Integrationen bzw. Schnittstellen miteinander verfügen“, fasst Sebastian Westphal, DSAG-Technologievorstand zusammen.

Das Einsatzgebiet von LeanIX umfasst zudem die gesamte Enterprise-Architektur und besitzt aktuell keinen reinen SAP-Fokus. „Diese Ausrichtung ist auch künftig aufrechtzuerhalten, da Enterprise-Architektur-Management in den Anwenderunternehmen eine herstellerunabhängige Aufgabe darstellt. Mit Fokus auf die Anwendung im SAP-Kontext müssen die entsprechenden Inhalte und Plattformen wie bspw. der Process Explorer, die Process Navigation, SAP for Me, Solution Manager und Cloud ALM mit LeanIX harmonisiert und integriert werden“, so der DSAG-Technologievorstand. Dafür brauche es ein konsistentes Metadaten-Modell sowie eine native, SAP-Lines-of-Business übergreifende Integration. Auch die jeweiligen Kollaborationsfunktionen der heutigen Einzelprodukte der künftigen Transformation Suite gilt es, in Einklang zu bringen.

Starke Integration notwendig

So ist z. B. die Integration in ein übergreifendes Projektportfolio-Management zu gewährleisten, auch jenseits von ‚SAP-only’. Weiter muss klar sein, wie Anwendungen in LeanIX mit den Detail-Leveln von SAP- und Non-SAP-Prozessmanagement-Systemen synchronisiert werden können“, sagt Sebastian Westphal. Denn die Integration muss meist in übergreifende Enterprise-Services erfolgen, um eine ganzheitliche Lösung für das Asset- und IT-Service-Management zu liefern.

Im konkreten Fall von LeanIX ist der Ausbau der Schnittstellen zu IT-Servicemanagement-Lösungen wie ServiceNow und Plattformen wie Jira, Slack o. Ä. ebenso erforderlich, wie das Entwickeln von generischen Schnittstellen zu großen Software-Lösungen und -Plattformen, um das automatische Auslesen von Systeminformationen weiter zu optimieren sowie neben den Instanzenebenen auch die entsprechenden Aggregationsebenen bis hin zum Major-Releases abzubilden. „Hier gilt es insbesondere, die Ableitung aus Installationen und die Überleitung in LeanIX dahingehend zu optimieren, dass die unterschiedlichen Datenstrukturen von Konfigurationen ohne großen Aufwand interpretiert werden können“, weiß Sebastian Westphal.

SAP sollte Kernfragen beantworten

Damit IT-Landschaften modernisiert und die kontinuierlichen Geschäftstransformationen effizient gesteuert werden können, müssen sich die Unternehmen aus DSAG-Sicht einigen Kernfragen stellen:

  • Welche Geschäftsprozessaktivitäten können durch Technologie unterstützt werden? Dafür muss die aktuelle IT-Architektur visualisiert und mit den erforderlichen Prozessaktivitäten verknüpft werden.
  • Wo liegt der Fokus: auf Innovation, Differenzierung oder Standardisierung? Es sind Handlungsfelder zu identifizieren, in denen Prozess- oder Technologie-Innovationen notwendig, sowie Bereiche, in denen Standardisierung oder Differenzierung sinnvoll sind, um effizienter und effektiver zu werden.
  • In welchem Zustand befindet sich die IT-Landschaft aus funktionaler oder technischer Perspektive? Ein datengesteuerter Ansatz zur Kartierung der „Ist“-Architektur liefert Einblicke in die Funktionalität und technische Beschaffenheit der IT-Landschaft.
  • Welche Abhängigkeiten und Zeitpläne zur Modernisierung der IT-Landschaft sind gegeben? Für die Planung und Umsetzung von Projekten ist es wichtig, die IT-Architektur zu visualisieren und die Abhängigkeiten zu analysieren.

Transformationsinitiativen effizienter machen

„Im Zuge der Integration von LeanIX und auch Signavio in unsere Transformationsprozesse richten wir unser Augenmerk mit besonderem Interesse auf die Roadmap der Integration von Künstlicher Intelligenz (KI)- Anwendungen. Es bleibt zu hoffen, dass KI-gesteuerte Funktionen innerhalb dieser Plattformen unsere digitalen Transformationsinitiativen effizienter und effektiver machen“, sagt Christine Grimm. Die potenziellen Vorteile, die KI für verbesserte Entscheidungsfindung, Prozessautomatisierung und durch tiefere Einblicke in komplexe IT-Landschaften verspricht, könnten wegweisend und insbesondere beschleunigend für Transformationsprojekte sein.

Die DSAG hofft, dass SAP die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Integration in eine umfassende Business-Transformation-Suite schnell angeht. „Die Vision einer Transformation Suite ist bestechend und fraglos richtig, der Aufwand, die heutigen Einzellösungen zu einer Suite im Kontext eines anbieterübergreifenden Enterprise-Architecture-Managements zusammenzufügen, aber nicht zu unterschätzen. Damit ist fraglich, ob diese Lösung die Kunden bei ihren aktuellen Transformationsprojekten und vor dem anstehenden Wartungsende vieler SAP-Lösungen 2027 unterstützen kann“, fasst Sebastian Westphal zusammen. Christine Grimm ergänzt: „Wir bleiben jedoch zuversichtlich, dass SAP diese Vision realisieren wird, um eine robuste, integrierte Lösung anzubieten, die den heutigen und zukünftigen Anforderungen des digitalen Wandels und insbesondere den Herausforderungen von S/4HANA-Transformationsprojekten gerecht wird.“